„Werteverfall“ ist heute der Feind der Lantershofener Schützen

Lantershofen, seine Junggesellen-Schützen und die Bürgervereinigung feierten am vergangenen Wochenende wieder eine rauschende Lambertuskirmes im seit 1928 festgelegten Rahmen und sparten dabei weder mit Lob auf die Feiern, noch mit Mahnungen, die Traditionen ernst zu nehmen.

Dabei brachte es der Hauptmann und Vorsitzende der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft „St. Lambertus“, Andreas Althammer, beim Höhepunkt des Festes, dem Kommers am Montagmorgen auf den Punkt: „Wir begehen eine Tradition mit einer für Außenstehende unbegreiflichen Begeisterung.“ Kein Wunder, dass neben den Kirmesfeiern in Lantershofen am Montag nicht allzu viel passierte. Betriebe blieben geschlossen, schulpflichtige Spielleute des Tambourcorps waren für die Feiern bei ihren Schulen entschuldigt, Bürger und Junggesellen hatten Urlaub, Selbstständige machten frei. Alles wegen den Feiern zu Ehren des heiligen Lambertus mit den Majestäten, Schützenkönig Johannes Kappen und Silberjubilar Rolf Franzen.

Schon die Kleinsten probieren auf der Lantershofener Kirmes einmal, ob Opas Zylinder passt.„Zur Parade! Marsch“. Der 2. Offizier Martin Großgarten mit seinen „Mösche“.König Johannes Kappen (rechts) und Silberjubilar Rolf Franzen schreiten die Front ab.Martin Dünker schwenkt die Fahne zu Ehren der Majestät.

Ihnen galt beim Festkommers der erste Gruß des Hauptmanns, der dann zahlreiche Vertreter aus Kirche und Politik, Orts- und Partnervereinen begrüßen konnte. Andreas Althammer freute sich über den sehr guten Besuch bei den Veranstaltungen bis zum Kommers, und auch hier platzte Lantershofens gute Stube, der Saal des Winzervereins, aus allen Nähten. Gut 250 Gäste waren da, die Junggesellen-Schützen in ihren grünen Uniformen, Bürger und Gäste im schwarzen Anzug, viele mit Zylindern auf dem Kopf. Bestens versorgt mit belegten Brötchen und Wein wurden sie von rund 40 „Brötchesmädchen“ – den einzigen Damen im Saal.

Angeheizt wurde die ohnehin tolle Stimmung zwischen den zahlreichen Reden durch das Colonia Blasorcherster, Profis aus der Domstadt, deren Musikdarbietungen schon alleine das Kommen wert war. Trotz des vollen Hauses richtete Hauptmann Andreas Althammer mahnende Worte an die Gesellschaft. In früheren Jahren habe man die Traditionen trotz Schwierigkeiten wie Schießverbot, Marschverbot oder anderer Sanktionen aufrechterhalten. Heute sei der Feind der Werteverfall, die Waffe dagegen sei der feste Wille, an den Werten auf den Fahnen festzuhalten. Pastor Kurt Groß redete über die Werte „Frohsinn und Scherz“ und forderte die Gesellschaft auf, den Glauben und den Humor im richtigen Gleichgewicht zu halten. Dr. Michael Bollig, der Regens des Studienhauses St. Lambertus auf Burg Lantershofen, bezeichnete die „Burg“ als größtes Unternehmen im Ort, wo mehr als 100 Menschen leben und arbeiten – darunter derzeit 60 Studenten. Bollig freute sich, dass das Studienhaus heute voll in den Ort integriert ist. Er wies darauf hin, dass die ehemalige Schule, die sich im Besitz der „Burg“ befindet, gerade an den Ort übergeben wird, hier soll ein Gemeindehaus entstehen.

Gedenken an die Verstorbenen der Gesellschaft. Kranzniederlegung.Nach der Andacht beim Platzkonzert.Parade in einzelnen Abteilungen.Festzug durch das Dorf mit einer großen Zahl von „schwarzen Männern“ mit ihren Zylindern.

Lantershofens Ortsvorsteher Leo Mattuscheck dankte für die Übergabe der Schule, eines von vielen Projekten, die in Lantershofen aktuell verwirklicht werden und wurden. Und der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem nahm das „Danke“ als Schlagwort für seine Grußworte: „Während andernorts bei den traditionellen Festen die Tische leer bleiben, hat man hier das Gefühl, am Saal müsse angebaut werden. Ein so prall gefüllter Saal an einem Montagmorgen ist mehr als ungewöhnlich.“ Derweil dankte der Vorsitzende der Lantershofener Bürger, Erich Althammer, den Junggesellen-Schützen für die Ernsthaftigkeit, mit der diese die viele Arbeit an Kirmes erledigen und für die große Einigkeit zwischen den Generationen im Ort. Hans-Georg Klein, der König der Ahrweiler Bürgerschützen, berichtete von den alten Grenzen zwischen Lantershofen und Ahrweiler und von den Freundschaften über diese Grenzen hinweg. Schließlich bekundete Lantershofens aktueller Schützenkönig Johannes Kappen, sein 24. Geburtstag, an dem er eine Woche vor der Kirmes die Königswürde errang, werde ein für ihn unvergessliches Erlebnis bleiben. Rolf Franzen, dem der Königsschuss vor 25 Jahren gelungen war, dankte den Junggesellen, dass sie es mit dem Brauchtum auch weiterhin ernst meinen. Der Festkommers war nicht öffentlich, aber an den Nachmittagen verfolgten im Ort viele Zuschauer die Paraden der Lantershofener Junggesellen-Schützen.

Hauptmann Andreas Althammer begrüßt die Festgäste im Saal des Winzervereins.Bürgermeister Achim Juchem zeigt sich von der Lantershofener Tradition begeistert.Begeisternde Supereinlage: Kölsche Alphornbläser vom Colonia-Blasorchester.Befreundete und gerngesehene Gäste aus der Nachbarstadt: Ahrweilers Hauptmann Wilhelm Busch und König Hans-Georg Klein (von rechts).

Die Lambertus-Kirmes Fest begann offiziell am Sonntagmorgen mit dem Hochamt. Sonntagmittag zog die Junggesellen-Schützen-Gesellschaft dann feierlich auf. Spielmannszug und Blasorchester zogen mit Offizieren, Fähnrichen und der Infanterie durch den Ort, um die Majestäten zu Hause abzuholen und zur feierlichen Festandacht in die Lambertus-Kirche zu geleiten. Vor der Kirche präsentierte sich die Gesellschaft dann dem Publikum.

Fähnrich Martin Dünker schwenkt die FahneKönig Johannes Kappen (rechts) und Silberjubilar Rolf Franzen (Mitte) mit Begleitern Werner Assenmacher, Martin Moitz, Hans-Peter Steinborn und Thomas Hergarten.Die Brötchesmädchen gratulieren dem König.Die Brötchesmädchen auf der berühmten Treppe.

Die Fanfarenbläser traten auf, der Fähnrich schwenkte die Fahne zu Ehren der Majestäten. Schließlich paradierte die komplette Gesellschaft drei Mal im Stechschritt an den Königen vorbei. Dem anschließenden großen Festzug folgte am Abend im Saal des Winzervereins der gut besuchte Kirmesball, zu dem die „Peanuts“ aufspielten. Höhepunkt der Feiern aber war der Kirmesmontag. Schon früh war das Tambourcorps auf den Beinen, um die Bevölkerung zu wecken. Dem Festgottesdienst folgte der Festkommers, ehe die Gesellschaft am Nachmittag erneut zu Fändelschwenken und Parade antrat. Am Abend fand schließlich der Königsball im Saal statt. Mit einem Trinkzug als Dank der Bevölkerung an die Junggesellen endete am Dienstag die Lantershofener Lambertus-Kirmes.

[Bilder und Texte mit Genehmigung von lantershofen.de]