Vereinshistorie (1492-1951)
Die Junggesellen-Schützen-Gesellschaft „St. Lambertus“ Lantershofen hat zwei Wurzeln in deren Tradition sie sich sieht. Zum einen sind dies die Schützenbruderschaften wie sie im späten Mittelalter als eine Art Bürgerwehr entstanden. Die erste urkundliche Erwähnung eines Lantershofener Schützenwesens, auf dessen Tradition sich die Gesellschaft heute beruft, stammt aus dem Jahr 1492, als Schützen aus Lantershofen die Fronleichnamsprozession in Ahrweiler begleiteten. Zum anderen besteht in den gegen Ende der frühen Neuzeit entstehenden Junggesellenvereinen ein unmittelbarer Vorläufer der heutigen Junggesellen-Schützengesellschaft. Ein erster Hinweis auf diese Wurzel stammt aus dem Jahr 1835, aus dem eine Auflistung von drei neuaufgenommenen Mitgliedern des Lantershofener Junggesellenvereins überliefert ist. Ebenfalls aus dem Jahr 1835 stammen eine Reihe von Statuten in denen die Mitglieder des Junggesellenvereins dazu angehalten werden „treu die alten Sitten und Gebräuche zu bewahren und auszuüben“. Damals stellten die alljährliche Versteigerung von Mailehen und das sogenannte „Jüra holen“ die wichtigsten Betätigungsfelder des Vereins dar. Die Tradition des „Jüra holens“, bei der auf Hochzeiten eines Lantershofener Mädchens mit einem nicht aus dem Ort stammenden Bräutigam dieser den Vertretern der Gesellschaft eine Spende, die Jüra, übergibt, wird auch heute noch fortgeführt.
1879 wurde eine Gesellschaftsfahne mit einem Porträt des Heiligen Lambert von Lüttich geweiht, welche die Gesellschaft bis 1967 verwendete und die bis heute erhalten ist. Die große Bedeutung, die der christliche Glaube für die Mitglieder des Junggesellenvereins hatte wird auch darin deutlich, dass der Verein 1882 anlässlich der Errichtung einer neuen Kapelle in Lantershofen die Kanzel stiftete. Ab 1898 verlor der Verein durch den Bau des Lantershofener Winzervereinsgebäudes seine wichtigste Einnahmequelle, die Ausrichtung der Tanzveranstaltungen an den Kirmestagen, da diese seitdem vom Winzerverein durchgeführt wurden. Das Vereinsleben kam in der Folge nahezu zum Erliegen.
Im Jahr 1910 feierte der Verein noch das 75-jährige Jubiläum der Statuten von 1835 ehe er seine Aktivitäten 1914 mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges und der Einberufung der Mehrzahl seiner Mitglieder gänzlich einstellte. Bis 1918 fielen 16 der Vereinsmitglieder dem Krieg zum Opfer jedoch wurde schon 1919 das Vereinsleben wieder reaktiviert und eine Schwenkfahne für Fändelschwenk-Wettbewerbe angeschafft. Die folgenden Jahre waren geprägt von der regelmäßigen Abhaltung von Tanzveranstaltungen und engem Kontakt mit den Junggesellenvereinen der umliegenden Ortschaften.
1927 formte sich der Lantershofener Junggesellenverein, die Tradition der Schützenbruderschaften wieder stärker betonend in eine Junggesellen-Schützengesellschaft um. Mit der Abtretung der Ausrichtung des Kirmesmontagballs durch den Winzerverein an die Junggesellen-Schützengesellschaft stand dieser wieder eine größere Einnahmequelle zur Verfügung. Im gleichen Jahr wurde auch damit begonnen ein Tambourcorps als vereinseigenen Spielmannszug auszubilden. Dies musste jedoch im Verborgenen erfolgen, da die Ausbildung von Tambour- und Pfeifencorps durch die alliierte Rheinlandkommission, welche die in Folge des Versailler Vertrages zeitweise besetzten Gebiete im Rheinland verwaltete, untersagt war. Der damalige Hauptmann der Gesellschaft wurde nach dem Auftreten des Tambourcorps an den Kirmesfeierlichkeiten sogar zu einer Geldstrafe in Höhe von 50 Reichsmark verurteilt, da er die Aufstellung des Tambourcorps geduldet hatte. Von einer Freiheitsstrafe wurde nur in Anbetracht seiner Jugend abgesehen. Die Umstrukturierungsmaßnahmen innerhalb der Gesellschaft fanden 1928 ihren Abschluss und die damals geschaffene Form und Gliederung der Gesellschaft sowie der Ablauf der Kirmesfeierlichkeiten sind seitdem nahezu unverändert. Im selben Jahr veranstaltete die Gesellschaft trotz eines kurzfristig ergangenen Verbotes durch die alliierte Rheinlandkommission das erste Schützenfest.
Anderthalb Monate nachdem die Gesellschaft im Juli 1935 in einer großen Festveranstaltung das 100-jährige Jubiläum der Statuten von 1835 gefeiert hatte, begann sie unter administrativen Druck der nationalsozialistischen Verwaltung zu geraten. Im Vorfeld des Schützenfestes im September 1935 wurde der Gesellschaft verboten mit ihrer Gesellschaftsfahne aufzuziehen, da diese die christliche Tradition des Schützenwesens betonte und somit nicht mit der NS-Ideologie zu vereinbaren war. Um nicht gezwungen zu werden mit einer Hakenkreuzfahne aufzuziehen entschied die Gesellschaft den Posten des Fähnrichs der Tragfahne vakant zu lassen. 1937 wurde die Gesellschaft aufgefordert, sich in einen NS-Schießsportverein umzuwandeln und als sich der Vorstand weigerte dieser Anordnung nachzukommen, wurde der Gesellschaft verboten, ihre Mitgliederversammlung im April 1938 durchzuführen. Um weiteren Repressalien zu entgehen beschloss man die Gesellschaft bis auf weiteres ruhen zu lassen. Auch während des 2. Weltkrieges fand eine ganze Reihe von Mitgliedern der Gesellschaft den Tod, darunter auch der Fähnrich der Schwenkfahne, der Schriftführer und der Kassierer des letzten Vorstands vor dem Krieg.
Bereits 1947 wurde die Gesellschaft wieder ins Leben gerufen. Aufgrund der Anordnungen der Besatzungsbehörden durfte im September zunächst noch kein klassisches Königsvogelschießen veranstaltet werden, weshalb die Schützenkönige der Jahre 1947 und 1948 durch ein Speerwerfen auf ein Glasvögelchen im Saal des Lantershofener Winzervereinsgebäudes ermittelt wurden. In den Jahren 1949 und 1950 erfolgte das Königsvogelschießen dann mittels einer Armbrust bevor seit 1951 wieder mit Gewehren, zunächst Floberts, geschossen werden durfte.
Die Gesellschaft heute
Die Gesellschaft übt heute eine zentrale Funktion im örtlichen Vereinsleben aus. Neben Schützenfest, Kirmes, Maubichfest und Karnevalsfeierlichkeiten, deren Hauptausrichter die Junggesellenschützen sind, beteiligen sie sich auch an der Durchführung des St. Martinsfestes, der Fronleichnamsprozession, dem Maianspielen und dem Adventsmärktchen. Außerdem stellen die Junggesellen den Maibaum auf dem Kirchenvorplatz jedes Jahr von Hand auf und gestalten zahlreiche weitere, unregelmäßig stattfindende Veranstaltungen innerhalb des Ortes maßgeblich mit.